Mit dem Investitionsprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ (IZBB) wird das BMBF bildungspolitisch im Ganztagsschulbereich aktiv (BMBF 2003). Explizit weist das BMBF (2004a) in seiner Öffentlichkeitsarbeit darauf hin, dass die Ursache für das Engagement „die Ergebnisse der internationalen PISA-Studie zur Schulleistung sind“ und in diesem Zusammenhang vor allem der verheerende Zusammenhang von Bildungserfolg und sozialer Herkunft. Mit Blick auf andere Nationen geht man von der These aus, dass die Erweiterung des Ganztagsangebots der Förderung von Schülerinnen und Schülern dient.
Schulentwicklung im Sinne der Entwicklung von Lernkultur und Intensivierung von Förderung wird allenfalls in gebundenen Modellen mit entsprechenden pädagogischen Konzeptionen und dezidierter Teambildung in umfassender Weise erwartbar. Gleichwohl wird eine sozialpädagogische Orientierung manche Schulen mittelfristig durchaus nachhaltig verändern, traditionelle Strukturen aufbrechen und die Erziehungsfunktion stärken können. Hier könnten sich die in der Lehrerschaft noch verbreiteten Vorstellungen von einer traditionellen Lehrerrolle des Fachvermittlers mit weitgehend halbtägiger Präsenz am Vormittag als größte Hindernisse erweisen, vor allem auch in Verbindung mit eingenommenen Teilzeitstellen. Damit würden wichtige Voraussetzungen für eine verbesserte Förderung entfallen.
Die Ganztagsschulentwicklung gerät damit in die „Ausbau-Qualitäts-Falle“, zumal einheitliche Qualitätsstandards nicht einmal innerhalb der meisten Länder in Sicht sind. Druck und Tempo hinsichtlich eines quantitativen Ausbaus von Ganztagsplätzen könnte am Ende den Weg für eine echte Ganztagsschule für alle Schüler/innen behindern, wenn nicht bald Standards greifen, die Beliebigkeit und instabile Organisationsformen in die Schranken weisen. Für Verbesserungen in der Schul- und Unterrichtsqualität wäre sonst mit der erweiterten Schulzeit wenig gewonnen. Vielerorts wird ein attraktives Ergänzungsprogramm unterbreitet, ohne dass die schulischen Kernaufgaben von Unterricht und Förderung spürbar verbessert werden. Zu hoffen bleibt, dass die jetzige Expansion nicht auf Dauer innovative Entwicklungen blockiert, sondern der Innovationsrahmen fruchtbar und mit dem Hauptfokus auf individuelle Förderung und Lernchancen genutzt wird.
Auszug aus dem Vortrag zum 2. Ganztagsschulkongress in Berlin am 22. September 2005 „Ganztagsschule – ein Beitrag zur Förderung und Chancengleichheit“
Der Vortrag wurde für eine bessere Nutzung in einzelne Kapitel untergliedert und steht Ihnen in folgenden Themen auszugsweise zur Verfügung!
Bildungsnotstand- öffnen
Personaleinsatz in der Ganztagsschule- öffnen
Pädagogische Gestaltungsfelder- öffnen
Perspektiven- öffnen
Zusammengestellt: Sabine Schweder
Datum: 11.12.2005
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