Lebenswelt Schule

Bildung besser vernetzen

„Um ein Kind zu erziehen, braucht man ein ganzes Dorf.“

So lautet ein bekanntes Sprichwort. Mit anderen Worten: Nicht nur Schulen, sondern auch Eltern, Staat, Kommune, Zivilgesellschaft und Wirtschaft tragen Verantwortung für das gute Aufwachsen und die Bildung von Kindern und Jugendlichen. Diesen Anspruch mit Leben zu füllen, ist in Deutschland notwendig, um die drängenden Probleme im Bildungswesen anzugehen. Denn:

  • Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die schulische Misserfolge erleben, ist immer noch zu hoch: Je nach Definition liegt sie zwischen 10 und 20 Prozent.
  • Frühkindliche Bildung verdient ein größeres Augenmerk als bisher,weil nachweislich schon im frühen Alter die Weichen für den späteren Bildungsweg gestellt werden.
  • In vielen Bildungseinrichtungen fehlt es an Konzepten, wie mit einer stärker werdenden kulturellen und sprachlichen Heterogenität der Kinder und Jugendlichen konstruktiv umgegangen werden kann.

Gebraucht werden Modelle, die ermöglichen, dass Personen und Institutionen gut zusammenarbeiten sowie Ressourcen gemeinsam genutzt werden können. Auf lokaler Ebene – nah dran an der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen – gibt es dafür besondere Potenziale. Aus diesem Grund unterstützen die Jacobs Foundation und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung mit dem Programm Lebenswelt Schule den Aufbau lokaler Bildungslandschaften.

Bernd Ebersold (Geschäftsführer der Jacobs Foundation) mit Vertretern der Bildungslandschaft „Salzlandkreis“ in Sachsen-Anhalt und Sylvia Ruge (rechts) von der Regionalen Serviceagentur

 

Das Ziel von Lebenswelt Schule ist es, Kinder und Jugendliche im Alter von drei bis 15 Jahren bestmöglich individuell zu fördern, so dass niemand zurückbleibt. Um dieses zu erreichen, werden Schulen,
Kindertageseinrichtungen, Jugendhilfe, Verwaltungen, Zivilgesellschaft und Wirtschaft in drei Modellregionen bei der Vernetzung ihrer Angebote unterstützt. Im Fokus stehen dabei einerseits die Bildungsübergänge von der Elementarbildung zur Grundschule und von der Grundschule zu einer weiterführenden Schule; andererseits die Schulen als zentrale Akteure. Sie bilden die Knotenpunkte der lokalen Bildungslandschaften, von denen die Vernetzung mit anderen Beteiligten ausgeht und an denen sie zusammenläuft.

Ausgangspunkt aller Planungen in den Regionen sind die Bedürfnisse der Kinder: Wie geht es den jungen Menschen in der Region? Was weiß man über sie, wo fehlen noch Informationen? In welchen Fällen gelingen Übergänge, wo besteht der größte Handlungsbedarf? Dies sind die Fragen, denen die beteiligten Akteure vor Ort zunächst nachgehen. Auf der Grundlage der gesammelten Informationen formulieren sie eine Aufgabe, der sie sich gemeinsam stellen wollen, und setzen sich konkrete Zielmarken. Sie entwickeln einen Handlungsplan und überprüfen seine Umsetzung in regelmäßigen Abständen. Entscheidungsträger aus den Kommunen sind von Anfang an mit beteiligt, um die angestoßenen Veränderungen langfristig zu sichern: zum Beispiel, indem Ressourcen besser ausgenutzt oder kommunale Haushalte umgeschichtet werden.

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung und die Jacobs Foundation begleiten die beteiligten Akteure vor Ort mit dem Programm Lebenswelt Schule bei der Entwicklung ihrer lokalen Bildungslandschaft. Über drei Jahre hinweg werden diese durch Qualifizierung und Moderation, Netzwerktreffen und eine externe Evaluation unterstützt. Vor Ort entwickelte Modelle werden aufbereitet und stehen so auch anderen zur Verfügung, die sich ähnlichen Herausforderungen gegenüber sehen.

Lebenswelt Schule unterstützt folgende Regionen dabei, ihre lokale Bildungslandschaft zu entwickeln:

1. Salzlandkreis (Sachsen-Anhalt):

Porta Technikum Als Signal gegen die hohe Schulabbrecherquote im Salzlandkreis richtet die Stadt Bernburg eine ganzheitlich angelegte, praxisorientierte Gesamtschule ein. Sie wird eng mit den Grundschulen vor Ort kooperieren und ein Unterstützungsnetzwerk (Porta Technikum) aufbauen, dem auch viele Unternehmen angehören.

2. Weinheim (Baden-Württemberg):

Individuelle Lernweggestaltung am Übergang Kita – Grundschule
Weinheim möchte die Kooperation zwischen Kitas und Grundschulen verbessern, um so die Bedürfnisse der Kinder noch besser berücksichtigen zu können. Dafür sollen zum Beispiel Kompetenzportfolios als „Logbücher“ der Entwicklung jedes einzelnen Kindes eingeführt werden. Von dieser Idee
profitieren alle Kinder, insbesondere aber jene mit Migrationshintergrund.

3. Weiterstadt (Hessen):

Bildung aus einer Hand – Lokales Bildungsnetzwerk Weiterstadt Die Partner in Weiterstadt entwickeln neue Bildungskonzepte, mit denen die Kompetenzen- und Wissensvermittlung sowie das soziale Lernen gleichermaßen gefördert werden können. Dabei ist auch die Beteiligung der Eltern ein wichtiges Thema: Sie werden in die Planungen einbezogen und sollen direkt an Projekten mitwirken,
beispielsweise beim Ausbau der Kindertagesstätten zu Familienzentren.

4. Bad Bramstedt (Schleswig-Holstein):