Klasse ohne Hausaufgaben – Schulentwicklung am Goethe-Gymnasium Bensheim

Rhythmisierung
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Daten und Fakten

Schulform: Gymnasium Ganztagsschulform: Profil 1 (Ganztagsangebote an mind. 3 Tagen)

Schülerinnen und Schüler: 1.220 Lehrkräfte: 110

Weiteres päd. Personal: 5+35 Oberschülerinnen und -schüler

„Eine Klasse ohne Hausaufgaben“ – das war die Vision des Kollegiums des Goethe-Gymnasiums Bensheim. Dieser wichtige Schritt der Ganztagsschulentwicklung sollte aber nicht allein von Schulleitung und Kollegium vollzogen werden, sondern in ständiger Rückkopplung mit Schülerinnen und Schülern und deren Eltern. Gemeinsam wurde ein Lernzeitklassenkonzept aufgelegt, erprobt und entlang der Bedürfnisse der Schulgemeinde weiterentwickelt.
In den Lernzeitklassen, die von den Schülerinnen und Schülern der fünften und sechsten Klassenstufe anstelle von konventionellen Klassen angewählt werden können, werden Übungsaufgaben während des Schultages in dafür konzipierten Lernzeiten erledigt. Hausaufgaben fallen dann keine mehr an. Das übergeordnete Ziel der Lernzeitklassen ist die Förderung des selbstorganisierten Lernens der Kinder.

Mehr Zeit in der Schule – mehr Freizeit zuhause

Am Anfang des Umstrukturierungsprozesses stand eine Erprobungsphase. Zunächst fanden die Lernzeiten an den Tagen Montag bis Donnerstag für je eine Schulstunde statt. Betreut wurden die Schülerinnen und Schüler dabei von einer Hauptfachlehrkraft und einer FSJ-Kraft. Eine Befragung im laufenden Prozess ergab, dass Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern mit diesem Konzept noch nicht ganz zufrieden waren. Fachfremde Unterstützung, räumliche Enge, ineffiziente Nutzung der Zeitressource und die Lautstärke wurden als problematisch diagnostiziert.
In der zweiten Phase ging es darum, Ideen zu sammeln, die das Anfangskonzept verbessern würden. Im Rahmen des bundesweiten Schulnetzwerkes der DKJS hospitierte eine Gruppe Lehrkräfte an der bayrischen Grund- und Mittelschule Lenting und ließ sich dort hinsichtlich deren Organisation von Lernzeitstunden inspirieren. Wieder zurück in Bensheim wurden, um eine bessere Lernatmosphäre zu schaffen, die Gruppen geteilt, was sich positiv auf die Konzentration und die Lautstärke niederschlug. Negativ fiel durch diesen Schritt die unterschiedliche Qualität der Betreuung der beiden Gruppen auf, da eine Gruppe durch eine Lehrkraft, die andere durch eine FSJ-Kraft betreut wurde. Letztere konnte die Schülerinnen und Schüler fachlich nicht ausreichend unterstützen.
Abschließend ging es darum, das in den ersten beiden Phasen Erlebte und Gesehene zu reflektieren und davon ausgehend die Lernzeiten ein weiteres Mal neu zu organisieren: Die Hauptfächer wurden im Stundenplan um eine Stunde verstärkt und die Lernzeit nicht mehr zusätzlich angeboten, sondern in den 90-minütigen Unterrichtsblöcken integriert: Ein Teil des Unterrichtsblocks wird nun für die Lernzeiten, sogenannte Lernzeitinseln, genutzt. Jede Insel bildet ein Hauptfach ab und wird durch die entsprechende Fachlehrkraft betreut. Die Konzentration und die Effizienz des Arbeitens konnte durch diese Neustrukturierung signifikant verbessert werden. Durch die starke Anbindung an den Fachunterricht konnte auch das Problem der Betreuungsqualität behoben werden.

Wandel als Fortschritt

Seit der Einführung der Lernzeitklassen sind mittlerweile drei Jahre vergangen, doch der Gestaltungsprozess ist immer noch in vollem Gange. Die Bedürfnisse der Schulgemeinde, die vorhandenen Ressourcen und die gesammelten Erfahrungen in Bezug auf die Lernzeit ermöglichen den Weg für die stetige Weiterentwicklung des Konzepts. Ganztagskoordinatorin Nicole Guthier bringt es auf den Punkt: „Eine (…) konzeptionelle Umgestaltung von Lernzeiten verstehen wir (…) als Ausdruck des lebendigen Lernens einer selbstkritischen und reflektierten Bildungsinstitution.“  

 

Adresse

Auerbacher Weg 24, 64625 Bensheim

goethe-gymnasium@kreis-bergstrasse.de

http://www.goethe-bensheim.de/