Von links: René Kulke, Benedikt, Christine Gürges, Leo und Thomas Koch vor der Grund- und Oberschule Wilhelmshorst in Brandenburg
Von links: René Kulke, Benedikt, Christine Gürges, Leo und Thomas Koch vor der Grund- und Oberschule Wilhelmshorst in Brandenburg
BENEDIKT: Meistens fährt der eine zum anderen und dann kommt der nächste vielleicht auch noch dazu, und dann macht man irgendwas zu dritt. Je nach Wetter fahren wir dann los, zum See oder so. Es gab hier in Wilhelmshorst auch mal einen Jugendklub, der wurde leider abgerissen und nach Michendorf versetzt. Da haben wir uns gerne nach der Schule getroffen.
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“Bildungserfolge an Ganztagsschulen. Was brauchen Jugendliche?“
Dies ist ein Auszug des im Februar 2013 erschienen Buches , das Andreas Knoke und Maren Wichmann von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung im Wochenschau-Verlag herausgeben.
LEO: Mir ist es nicht so wichtig, wo der Raum ist. Entscheidend ist, dass er da ist und dass man hingehen kann und einfach nur sagen kann, heute hat mir die Schule gefallen oder was haben wir für Hausaufgaben, oder dass man sich einfach nur was erzählen und Billard spielen oder irgendwas zusammen machen kann. Dafür ist ja ein Jugendklub eigentlich da.
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LEO: Hm. Also bei uns in der Klasse teilt sich das vor allem in Raucher und Nichtraucher, würde ich sagen. Das zeigt sich einfach in der Pause. Und es geht mir nicht so, dass ich die Raucher nicht leiden könnte, aber ich gehöre einfach nicht zu denen, dann gehe ich halt woanders hin.
BENEDIKT: Ja, das ist wirklich so. Die einen stehen da und die anderen woanders. Und dann gibt es die, die keinen Bock auf den Unterricht haben, sich in der Klasse in die letzte Reihe setzen und Krawall machen. Oder die ganz Ruhigen.
LEO: Vom Stil her sind wir auch alle ziemlich anders, wir ziehen uns unterschiedlich an. Und wir haben manche in der Klasse, die ziemlich krasse Musik hören. Die tragen auch ganz andere Sachen, haben dann überall Kettenbänder und so. Wenn man ins Gespräch kommt, dann merkt man, dass die doch nett sind, aber von außen…
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RENÉ KULKE: Mir fällt auf, dass es nicht mehr so große Unterschiede gibt, ob nun in den Bereichen Politik, Musik oder Lifestyle. Zu meiner Schulzeit gab es bestimmt fünf Jugendkulturen, die sich auch äußerlich sehr stark voneinander unterschieden haben. Punker sieht man ja kaum noch, auch richtige Hiphopper gibt es nur noch ganz wenige. Die Jugendlichen heute sehen alle relativ gleich aus. […] Ich glaube, dass sich in den letzten 20 Jahren da ganz viel geändert hat. Die Leute kommunizieren viel besser miteinander.
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BENEDIKT: Wenn man zu sehr auffällt, dann können ja auch negative Kommentare kommen, und dann bleibt man lieber ruhig, als dass man irgendwie Streit anfängt. Da distanziert man sich eben ein bisschen und macht nicht so ‘nen Krawall.
LEO: Das war früher wirklich anders, dass sich Leute durch Kleidung völlig abgrenzen wollten, wie die Punks mit verrückten Haarfarben. Es ist nicht mehr so, dass jemand unbedingt auffallen will durch die Kleidung.
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THOMAS KOCH: Ich denke, dass der Einfluss oft geringer ist, als ich es mir wünschen würde. Bei mir als Lehrer geht es doch eher um Themen und Inhalte. Ich denke an das Thema Sucht, das war eines eurer Wunschthemen. Dann beschäftige ich mich damit, und ich möchte natürlich, dass auch etwas hängen bleibt. Aber ich sage mal: Man ist halt als Lehrer nicht die Nummer Eins. Ich kann Impulse geben oder vielleicht auch mal sagen, hier hast du eine Adresse, aber alles andere geht weit über meine Möglichkeiten und auch meine Zeit hinaus.
LEO: Ich finde schon, dass Lehrer Einfluss haben, einen geringen vielleicht, aber sie haben schon welchen.
LEO: Na, eigentlich eher, wie sie auf mich eingehen, was sie zu mir sagen.
RENÉ KULKE: Man muss dabei berücksichtigen, dass der Lehrer oder die Lehrerin immer auch die Person ist, die benotet und am Ende des Schulhalbjahres ein Zeugnis schreibt. Lehrer müssen Neutralität wahren. Und das spürt jeder Schüler und jede Schülerin schon ab der ersten Klasse. Schule ist ja sehr hierarchisch organisiert, und Schüler haben das zu befolgen, was die Lehrer sagen. Deswegen steht der persönlichen Ebene auch immer ein Rollenkonflikt entgegen. Als Sozialarbeiter habe ich da oft einen persönlicheren Bezug zu den Schülerinnen und Schülern. Ich muss mit ihnen ja auch nicht lernen, das eröffnet andere Möglichkeiten. Wobei ich auch Regeln aufstelle und fordere, dass diese eingehalten werden. Aber jeder, der mit mir arbeitet, kann sich immer sicher sein, dass alles vertraulich bleibt. Ich versuche, ganz ehrlich mit den Jugendlichen umzugehen und den richtigen Ton zu treffen. Ich mache mir auch viele Gedanken, etwa über die aktuellen Jugendkulturen, die Emos zum Beispiel, so etwas interessiert mich sehr.
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LEO: Definitiv. Früher allerdings viel häufiger als heutzutage. Da haben wir aufgemalt, wie die Schule aussehen sollte, wie die Stühle sein sollten oder die Tafel und natürlich auch, wie der Unterricht ablaufen sollte. Da haben wir viel rumgesponnen.
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LEO: Na ja, manche Lehrer wollen gar nicht wissen, was wir darüber wirklich denken. Die nehmen sich den Lehrplan und dann wird es so gemacht, wie es dort steht.
BENEDIKT: Stimmt.
LEO: Da werden die Arbeitsblätter ausgeteilt und es heißt: Morgen machen wir das Thema, darüber schreiben wir nächste Woche Mittwoch einen Test. Manche Lehrer interessiert es nicht, was wir wirklich machen wollen, ob nun Gruppenarbeit oder was anderes. Aber es gibt auch welche, die teilen zu Anfang des Schuljahres einen Zettel aus, in dem sie abfragen, was wir uns vom Unterricht wünschen, was der Lehrer besser machen kann. Das finde ich gut, weil man dann auch einbringen kann, was man wirklich gerne machen will.
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Die Schüler Benedikt und Leo (beide Jahrgang 1997) besuchen die Klasse 10B der Grund- und Oberschule Wilhelmshorst, Thomas Koch unterrichtet an ihrer Schule, René Kulke arbeitet als Sozialarbeiter an zwei Potsdamer Oberschulen. Das Gespräch führte Christine Gürges, die als abgeordnete Lehrerin in der Serviceagentur „Ganztägig Lernen“ Brandenburg arbeitet.
Schulkultur – soziale Beziehungen in der Ganztagsschule
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Datum:
24.09.2013
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