Eine gute Schule stellt sich auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler ein. Die Schulkultur wird aber nicht zuletzt auch durch die Haltung von Schülern zu ihrer Schule bestimmt. Denn nur mit der richtigen Einstellung kann selbstständiges Lernen gelingen.
Eine angenehme Lernumgebung, ausreichend Ressourcen an Personal und Räumen und gute Zeitorganisation sind wichtige Voraussetzung für den Erfolg selbstständiger Lernarrangements. Immer mehr Ganztagsschulen geht es bei Raumgestaltung, Zeiteinteilung und pädagogischem Miteinander im Kollegium um eine schülerzentrierte Lernkultur.
Doch auch die Einstellungen der Lernenden ist von Bedeutung, denn die Bereitschaft zum selbstständigen Lernen setzt Anstrengungsbereitschaft und Lernwillen voraus. Noch selten werden die bei den Schülern notwendigen Voraussetzungen diskutiert. Dabei steht die Haltung der Schülerinnen und Schüler gegenüber „Neuer Lernkultur“ in direktem Zusammenhang zu deren Akzeptanz von handlungsorientierten Lernszenarien.
Was Schüler nicht gewöhnt sind
Schule verändern, das heißt: Selbstständiges Lernen ermöglichen, den Schülerinnen und Schülern das Lernen beibringen. Ihnen manchmal auch klar machen: Das ist anstrengend! Mit wachsender Lernkompetenz und selbstgeschöpfter Motivation wachsen Selbstwertgefühl und Gestaltungswille, wächst auch die Kompetenz zur Selbstentwicklung.
Die Ganztagsschule kann Freiräume für eigenes Lernen bieten. Um Schülerinnen und Schüler gut begleiten zu können, nehmen Lehrkräfte eine andere Rolle und Haltung ein: Sie werden kompetente Berater, Zuhörer, Beobachter, die Rückmeldungen und Denkanstöße geben. Vom planvollen Didaktiker werden sie zum Coach. So können Schülerinnen und Schüler auf „Irrwegen“ und „Umwegen“ selbst zum Chef ihres Lernens werden. Die pädagogische Arbeit fordert auf, selbst aktiv zu werden – das allerdings sind die Schüler oft nicht gewöhnt.
Die Rolle der Schüler beim selbstständigen Lernen
Ziel ist, dass Schüler kein gelerntes Wissen reproduzieren, sondern ihnen Wege zum Wissen aufzuzeigen. Offene Lernsituationen beziehen ihren pädagogischen Wert aus transparenten Lernwegen, daher werden Lerntagebücher zu einem notwendigen Instrument. Methodische Kompetenzen sind eine weitere wichtige Voraussetzung. Fehlen diese, dann ist es wie beim Erlernen einer Sprache, das ohne Vokabelwissen nicht funktioniert. Ohne Methodenkompetenzen führen offene Lernsituationen allenfalls frustrierte Schüler und angespannte Lehrer.
Das macht seitens der Lehrer einen situativ angepassten Führungsstil notwendig, der auf der Philosophie einer dynamischen Moderation basiert. Es geht darum, auf die nicht vorhersehbaren Prozesse bei der Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand einzugehen, fehlende Methodenkompetenzen zu erkennen und durch Hilfestellungen zu entfalten. Wenn sich Schülerinnen und Schüler darauf verlassen können, gelingen die eigenständigen Arrangements.
Somit geht es neben der neuen Lernkultur auch um ein zugehöriges Lern-„ABC“.
1. Wie lerne ich alleine?
2. Wie lerne ich mit anderen?
3. Wie führe ich ein Lerntagebuch?
4. Wie erkenne ich, was ich gelernt habe?
5. Wie wende ich das Gelernte auf andere Problemstellungen an?
6. Wie gehe ich mit Feedback um?
7. Was mach ich, wenn ich faul bin?
Diese Fragen sind Teil einer Sammlung, die Schülerinnen und Schüler bei einer vierwöchigen Freiarbeitsphase entwickelt haben. Eingangsvoraussetzungen für Freiarbeit sind:
a) eine Auswahl an Lernstrategien beherrschen
b) Kommunikationswege kennen
c) Darstellungsweisen für Lernprozesse anwenden
d) Selbstkenntnis haben (Lerntyp, Stärken, Potentiale und Schwächen)
Dossier „Jugendliche in der Ganztagsschule“
Datum:
26.02.2012